Integrationsakteure diskutieren in der Tagung „Integration jenseits der Zentren“ über Erfahrungen und Herausforderungen in ländlichen Räumen
„Wir sind ja nicht in Berlin oder Hamburg!“, „Man kann Magdeburg nicht mit Wernigerode vergleichen…“ Solche und ähnliche Aussagen sind in der Diskussion mit Integrationsakteuren regelmäßig zu hören. Das liegt daran, dass die Integration von Geflüchteten und Migrant*innen in ländlichen Räumen von spezifischen Herausforderungen wie erschwerter Mobilität und fehlenden Angebotsstrukturen geprägt ist. Umso wichtiger scheint es, dass sich Integrationsakteure, die vorrangig in ländlichen Räumen aktiv sind, untereinander vernetzen, Erfahrungen austauschen und gemeinsam Handlungswissen generieren. Im zweitägigen Workshop „Integration jenseits der Zentren: Erfahrungen und Herausforderungen für ländliche Räume“ (23./24.9.2021) diskutierten Vertreter*innen von Projekten, Vereinen und Initiativen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt (darunter auch das ERASMI-Projekt), Bayern und Schleswig-Holstein im Schloss Ettersburg (Thüringen) darüber, wie gute Beispiele von Integration sowohl aus ländlichen Kommunen als auch aus größeren Städten an (anderen) Orten im ländlichen Raum adaptiert und weiterentwickelt werden können. Als zentrale Herausforderungen wurden genannt:
- Gewinnung von Ehrenamtlichen
- Online-Beratungsformate für die Zielgruppe der Migrant*innen, die nicht durchgehend technisch gut ausgerüstet und versiert in der Anwendung ist
- zum Teil fehlenden Beratungsangebote, zum Beispiel für spezifische Zielgruppen wie queere Geflüchtete
- lange Wegstrecken und begrenzte Freizeitmöglichkeiten
- ländlicher Raum als „zweite Wahl“ beim Wohnort und Abwanderung insbesondere gut qualifizierter Migrant*innen in die Großstädte
- schlechtere Akzeptanz bei den „Alteingesessenen“ und fehlende Aufnahme in die Dorfgemeinschaft, zum Teil spürbare Ausgrenzung
Einfache Lösungen seien nicht zu finden, aber doch viel Engagement und Kompetenz, um Unterstützungsstrukturen zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Einig waren sich alle Teilnehmenden darüber, dass es auch in ländlichen Räumen viele innovative und kreative Angebote von und für Migrant*innen und Geflüchtete gibt und sich Akteure regelmäßig austauschen und gegenseitig bestärken sollten. Weitere Ansätze seien auch, in urbanen Räumen erprobte Ideen auf ihre Umsetzbarkeit in Kleinstädten zu prüfen und Angebote mobil zu unterbreiten, also nicht auf lediglich einen Standort beschränkt zu bleiben. Ein gutes Beispiel ist das Projekt „Grand Beauty on Tour“, das als interkultureller Schönheitssalon in diesem Jahr eine Sommertour durch sächsische Kleinstädte durchführte und so zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten schuf.