Kulturelle Sensibilisierung: Ein Besuch der Albatrosss-Kultur
Lust auf was Neues? Wir zeigen euch eine interaktive Übung, in welcher intensiver Austausch und neuer Input vorprogrammiert sind. Durch den Besuch der Albatrosss-Kultur lernen Teilnehmende, dass Situationen stets mithilfe der eigenen sozialen und kulturellen Prägung interpretiert werden. Diese Interpretation ist jedoch eine Sichtweise von vielen und muss keinesfalls „die einzig richtige“ sein. Besonders in interkulturellen Teams können durch diese Übung spannende Diskussionen entstehen und ein intensives Gruppenerlebnis geschaffen werden. Seid ihr neugierig geworden? Dann erfahrt hier, wie ihr die Albatrosss-Kultur zu euch ins Netzwerk bringt!
Hinweis: Wir empfehlen diese Übung bei einer Gruppengröße von 12 – 25 Personen. Ihr benötigt dafür 30 – 60 min. Zeit und einen Raum, in welchem ein Stuhlkreis möglich ist. Zuletzt braucht man eine Schale mit Erdnüssen, Brot oder ähnlichem und zwei Freiwillige, eine Frau und einen Mann.
Vorbereitung der Übung:
Die zwei Freiwilligen werden vorher außerhalb der Gruppe in die Albatrosss-Kultur „eingeweiht“. Sie warten vor dem Raum auf ihren Einsatz.
Die Gruppe sitzt in einem Stuhlhalbkreis. Vor dem Halbkreis befindet sich ein freier Stuhl, unter dem die Schale mit Erdnüssen steht. Die Teilnehmenden werden darüber informiert, dass sie nun Besuch von zwei Personen einer fremdländischen Kultur erhalten: Der Albatrosss-Kultur. Die Gruppe soll das Verhalten der Personen beobachten und die kulturellen Eigenheiten herausfinden. Während des gesamten Besuchs soll nicht gesprochen werden – bittet alle Teilnehmende darauf Rücksicht zu nehmen.
Verlauf der Übung:
Der Mann und die Frau betreten schweigend den Raum, wobei die Frau in deutlichem Abstand hinter dem Mann läuft. Beide blicken freundlich in die Gruppe und gehen anschließend der Reihe nach auf die Teilnehmenden zu. Übereinandergeschlagene Beine der männlichen Teilnehmenden werden sanft, aber deutlich auf den Boden gestellt. Die Frauen werden mit einer Geste dazu aufgefordert, sich auf den Boden zu setzen. Dabei berührt der Albatross-Mann (wenn nötig) nur die männlichen Teilnehmenden und die Albatross-Frau nur die weiblichen. Sollten sich die Teilnehmenden wieder umsetzen, werden sie sanft, aber bestimmt durch Gesten korrigiert.
Anschließend setzt sich der Mann auf den leerstehenden Stuhl, die Frau kniet sich neben ihn auf den Boden. Beide sitzen mit dem Gesicht zur Gruppe gewandt. Die Frau hebt die Schale mit den Erdnüssen an und reicht sie ihrem Mann. Dieser nimmt sich einige Erdnüsse, kaut diese demonstrativ und reicht die Schale dann an seine Frau. Sie isst ein paar Nüsse und stellt die Schale dann beiseite.
Nun legt der Mann seine Hand auf die Schulter seiner Frau. Sie beugt sich drei Mal dicht nach vorne und berührt dabei mit ihrem Kopf den Boden. Abschließend stehen Mann und Frau auf und verlassen mit ruhigen Schritten den Raum, wobei der Mann wieder führt und die Frau folgt.
Interpretation der Situation:
Die Gruppe wird nun gebeten zu beschreiben, was sie gesehen hat (ohne Wertung oder Interpretation, aber Achtung, das ist gar nicht so leicht!). Danach darf das Gesehene interpretiert werden. Einige werden die Rolle der Frau in der Albatrosss-Kultur als niederrangig empfinden und dafür Beispiele wie das auf dem Boden sitzen oder das nachrangige Essen anbringen. Nach der Interpretationsrunde erhalten die Teilnehmenden Informationen über die Albatrosss-Kultur:
In Albatrosss gilt die Erde als etwas Göttliches und das oberste Ziel ist es, in Harmonie mit der Erde zu leben. Die Frau wird als Vermittlerin des Göttlichen betrachtet, da viele Frauen Kinder gebären können und somit der Natur näher empfunden werden. Daher ist es der Frau erlaubt, auf der Erde zu sitzen und diese zu berühren, wohingegen das dem Mann verboten ist und er daher in Distanz auf einem unbequemen Sitzgestell (Stuhl) sitzen muss. Die einzige Möglichkeit, Kontakt mit der Erde aufzunehmen, ist durch seine Füße beim Sitzen und durch die Berührung mit der Frau, wenn sich diese nach vorne beugt. Ansonsten ist es ihm nicht erlaubt, eine Frau zu berühren. Die Aufgabe des Mannes ist die Speisen der Frau vorzukosten und vor ihr zu gehen, um sie vor möglichen Gefahren zu schützen.
In einer abschließenden Diskussion kann herausgearbeitet werden, wie solche Vorurteile zustande kommen. Ist es in einer Kultur demütigend, auf dem Boden Platz zu nehmen, kann dies mit einer anderen kulturellen Prägung etwas ehrvolles sein. Gibt es Situationen aus dem Alltag, bei denen Teilnehmende etwas ähnliches erlebt haben? Wir sind gespannt auf eure Erzählungen!
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